· 

Was ist Siebdruck und wie funtkioniert das eigentlich?

"Was ist Siebdruck und wie funktioniert das eigentlich?" Diese Frage wird mir tatsächlich häufiger gestellt und natürlich erkläre ich es immer wieder, denn ich teile meine Begeisterung wirklich gern.

Aber manchmal merke ich, dass, trotz meiner Bemühungen die einzelnen Schritte dieser Technik genau zu erklären, mich manchmal immer noch fragende Augen anschauen und Aussagen wie "Ja, okay, so ganz habe ich das immer noch nicht verstanden, klingt aber aufwendig." kommen.

Deshalb kam mir die Idee, den ganzen Prozess einmal mit Fotos festzuhalten und vielleicht wird es dann etwas deutlicher. ;-)

Die liebe Fotografin Theresa-Annabell Zwiebeling war einen Tag mit mir im Atelier und hat die einzelnen Schritte auf dem Weg zum fertigen Siebdruck festgehalten.

Was ist Siebdruck eigentlich`? Siebdruck ist, wie der Name schon sagt, eine Drucktechnik, bei der Farbe mit einem Gummirakel durch ein feinmaschiges Gewebe, dem Sieb, auf das zu bedruckende Material gedruckt wird. Man kann viele unterschiedliche Materialien bedrucken, weshalb der Siebdruck auch häufig kommerziell, z.B. in der Werbung, genutzt wird. Aber eben auch für die bildende Kunst ist das Siebdruckverfahren spannend, wurde und wird von einigen Künstlern angewandt. Besonders bekannt sind wahrscheinlich die Pop Art Künstler, z.B. Andy Warhol oder Roy Lichtenstein. Aber ich möchte jetzt ja gar nicht weiter in die Kunstgeschichte eintauchen, sondern zurück zu meinen Siebdrucken kommen.

Meine Siebdrucke entstehen wirklich komplett manuell ohne irgendwelche Maschinen oder ähnlichem. Es ist also echte Handarbeit bzw. ein Handwerk.

Die Siebdruckmotive erstelle ich mit Fotos, die ich mache während ich mich mit Handy oder Kamera durch die Welt bewege. Theoretisch kann es alles sein und mir überall begegnen, vom Gegenstand über das Portrait bis hin zu Landschaften. Derzeit liegt mein Schwerpunkt auf Hamburger Stadtansichten oder Motiven aus dem Norden.

Um aus einem Foto eine Siebdruckschablone zu machen, muss ich es so am Computer bearbeiten, dass starke Schwarz-Weiß-Kontraste entstehen. Wenn das Motiv fertig bearbeitet ist, wird es auf Transparentpapier gedruckt, um als Schablone eingesetzt werden zu können.

Für den Siebdruck wird ziemlich viel Material benötigt.

Als erstes natürlich das Sieb. Das ist ein Rahmen, meistens aus Alu, der mit einem sehr feinmaschigen Gewebe, dem Sieb, bespannt wird. Durch die Löcher des Gewebes wird dann später die Farbe durchgedruckt. Aber dazu komme ich noch.

Mit Rahmenklammern kann das Sieb am Tisch befestigt werden, damit es nicht hin- und herrutscht.

Außerdem werden eine Beschichtungsrinne, Fotoemulsion, die Schablone, eine UV-Lichtquelle, Gummirakel, Siebdruckfarbe und natürlich ein Siebdruckträger, also etwas, worauf gedruckt wird, benötigt.

Dann helfen zusätzlich Spatel, Spachtel, Wasserflasche, etwas Pappe und co beim Drucken.

Zunächst muss das Sieb vorbereitet werden, also das Motiv muss in das Sieb. Und dafür wird das Sieb beschichtet. Mit einer Beschichtungsrinne wird eine lichtempfindliche Fotoemulsion von beiden Seiten auf das Sieb aufgetragen. Diese Emulsion muss dann durchtrocknen, am besten im Dunkeln, da die Schicht ja lichtempfindlich ist. Um Zeit zu sparen, hilft da aber manchmal auch ein Föhn. ;-)

Ist die Fotoemulsion komplett trocken, kann das Sieb belichtet werden. Jetzt werdendie vorbereitete Schablone auf dem Transparentpapier und die UV-Lichtquelle benötigt. Meistens ist es ein Belichtungstisch mit einer Glasplatte, unten die Leuchten, oben die Schablone und das Sieb.

Die Schablone wir auf den Belichtungstisch gelegt, darauf das Sieb. Damit das Motiv auch scharf wird und nicht verschwommen ist, muss die Schablone auf dem Transparentpapier ganz plan liegen. Daher beschwert man das Sieb zur Beleuchtung. Dies können z.B. kleine Sandsäckchen sein oder Farbkisten. Geht auch. ;-)

Was bei der Belichtung passiert ist Folgendes:

Das UV-Licht scheint von unten durch die Schablone in das beschichtete Sieb. Dort, wo das Motiv schwarz ist, kommt das Licht nicht durch und kann somit die Fotoemulsion nicht durchhärten. Durch die durchsichtigen Stellen des Transparents scheint das Licht hindurch und trifft direkt auf das beschichtete Sieb. Das UV-Licht kann hier also die Schicht im Sieb so härten, dass man sie nicht mehr nur mit Wasser aus dem Sieb bekommt.

Beschichtet und belichtet - jetzt geht es zum Auswaschen.

Beim Auswaschen wird dann also die Fotoemulsion ausgewaschen, die nicht vom UV-Licht gehärtet wurde. Dies sind alle Flächen, die auf der Schablone schwarz sind.

Durch das Auswaschen entstehen die "Löcher" im Sieb, die das Motiv im Sieb zeigen und durch die die Farbe anschließend gedruckt wird.

 

Im übrigen ist man während einer Siebdrucksession des öfteren am Waschbecken zu finden. Denn nicht nur nach der Belichtung wird ausgewaschen. Auch wenn man z.B. das gleiche Motiv in einer anderen Farbe drucken möchte, muss die alte Farbe erst ausgewaschen werden. Und anschließend muss das Sieb wieder getrocknet werden, denn es kann nur mit trockenen Sieben gedruckt werden. Hier kommt dann der Föhn wieder zum Einsatz, wenn nicht genug Zeit oder Geduld vorhanden sind. ;-)

Und wenn man das Motiv aus dem Sieb entfernen möchte, kommt wieder Wasser ins Spiel. Allerdings aus dem Hochdruckreiniger und nachdem ein spezieller Entschicher zum Einsatz kam. Das ist jetzt aber nicht unser Thema.

Nach dem Auswaschen noch einmal gegen das Licht halten und checken, ob das Motiv sauber im Sieb ist.

Und nun kann endlich gedruckt werden! Das, worum es eigentlich geht, nimmt tatsächlich gar nicht so viel Zeit in Anspruch. Leider. Denn es macht wirklich viel Spaß und es herrscht Suchtgefahr. ;-)

Das Sieb wird mithilfe der Rahmenklammern an den Tisch geschraubt. So hat das Motiv eine feste Position und man kann auch bei mehrfachen Druckvorgängen das Motiv immer auf die gleiche Position auf dem Druckträger, in diesem Fall dem Papier, drucken.

Das Papier wird unter das Sieb auf den Tisch gelegt.

Anschließend wird geflutet. Das heißt, dass Farbe ohne Druck auf das Sieb gebracht und diese mit der Gummirakel über das Motiv verteilt wird, so dass alles mit der Farbe bedeckt ist.

Nun ist wirklich alles vorbereitet und das Drucken kann losgehen. Das Sieb wird auf das Papier gelegt, die Rakel oben angesetzt und mit etwas Druck nach unten durchgezogen. Ruckzuck. Fertig. Das war es schon.

Und jetzt kommt der spannendste Moment! Das Sieb hochklappen und schauen, wie der Siebdruck geworden ist. Freude!

Und da das Motiv jetzt im Sieb ist, wird natürlich weiter gedruckt. Es lassen sich mit dem Siebdruckverfahren sehr gut Serien erstellen. Aber es lässt sich auch wunderbar individuell experimentieren. Zum Beispiel indem man mit unterschiedlichen Farben druckt, auf verschiedenfarbige Untergründe druckt oder unterschiedliche Motive kombiniert. Das ist das, was mir sehr viel Spaß macht. Denn so wird jeder Siebdruck zu einem Unikat.

Ich hoffe, ich konnte euch die Siebdrucktechnik mit diesem Artikel verständlich machen und er gefällt euch.

Vielen Dank auch nochmal an Theresa-Annabel Zwiebeling für die tollen Fotos! Der Tag hat wirklich Spaß gemacht.

 

Und wer weiß, vielleicht habe ich einige von euch ja so neugierig gemacht, dass ihr den Siebdruck nun selber ausprobieren möchtet. Wie ihr jetzt wisst, es braucht ein paar Arbeitsschritte und etwas Ausdauer, aber es lohnt sich. Und macht verdammt viel Freude. Ich kann es nur empfehlen. :-)